Vergebung - Weg zur Liebe
In der täglichen Vergebung
verbirgt sich der Weg zur Liebe:
Durch die Annahme des Feuers der Kränkungen,
wird die Seele von den Schlacken des Stolzes geläutert.
Die Stelle des Stolzes nimmt dann Jesus ein
mit Seiner Liebe und Demut.
– Vergebung – der Weg zu Gott – Mt 6,9.12
„Unser VATER im Himmel … erlass uns unsere Schulden, wie auch wir sie unseren Schuldnern erlassen haben.“
Katechese: Vergebung ist der Weg zu Demut und Liebe. Vergebung ist also der Weg zum innersten Wesen Gottes. Durch die Vergebung treten wir ein in die Liebe des VATERS. Doch in uns lebt noch das alte Ich, unser Stolz, unser größter Feind, der sich gut verbirgt und von der Liebe Gottes trennt. Gerade der schwierige Mitmensch mit all seinen Schwächen und verletzenden Gebärden ist die „schwarze Gnade“, die Gott zulässt, um uns vom Stolz zu befreien und sich für die liebende Gegenwart Christi in uns immer mehr zu öffnen.
Überlegung: „Unser Ich, der alte Mensch in uns, ist bildlich gesprochen wie eine Schlange. Sie ruht lange auf unserem Herzensgrund, vielleicht unbemerkt. Doch wenn wir gekränkt oder gereizt werden, wenn uns scheinbar Unrecht getan wird, wenn der andere uns nicht versteht oder gar hasst und Böses tut, dann zischt diese Schlange auf einmal hoch und spritzt Gift aus.“ (Sr. Basilea Schlink) – Bitte ich Jesus um Kraft im Kampf um die Liebe?
Gebet: Jesus, hilf mir, das Kreuz mit beiden Händen zu umfassen, wenn mir jemand weh tut und das Leben schwer macht! Ich danke Dir, dass Du mich so von meinem Stolz befreist und zur Liebe führst. Amen.
– Vergebung schenkt Vergebung – Mt 6,14
„Wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, dann wird euer himmlischer VATER auch euch vergeben.“
Katechese: „Es ist erschreckend, dass die Barmherzigkeit (Gottes) nicht in unser Herz eindringen kann, bevor wir nicht unseren Schuldigern vergeben haben. … Wenn wir uns weigern, den Brüdern und Schwestern zu vergeben, verschließt sich unser Herz und seine Härte wird undurchdringbar für die barmherzige Liebe des VATERS. Im Bekennen unserer Sünde aber öffnet sich unser Herz seiner Gnade.“ (KKK 2840)
Überlegung: „Jesus sagt nicht: ‚Vergib uns unsere Schuld, wenn wir große Buße tun oder wenn wir bereit sind, für Dich zu sterben‘. Er sagt nur: ‚Vergib uns, wenn wir anderen vergeben!‘“ (hl. Teresa v. Avila) – Ist es mir bewusst, dass sich mein Herz durch die Vergebungsbereitschaft auf die Barmherzigkeit Gottes öffnet? – Wie bekämpfe ich in mir die Unversöhnlichkeit, damit sie mich nicht von der Liebe Gottes trennt?
Gebet: Jesus, Du stehst an meiner Herzenstüre und klopfst an. Lass‘ mich Dir immer mit einem liebenden, vergebungsbereiten Herzen öffnen! Amen.
– Dem Allernächsten vergeben – Lk 17,4
„Wenn er sich siebenmal am Tag gegen dich versündigt und siebenmal wieder zu dir kommt und sagt: Ich will mich ändern!, so sollst du ihm vergeben.“
Katechese: Die Vergebungsbereitschaft betrifft nicht an erster Stelle Menschen, mit denen wir wenig zu tun haben, sondern die Allernächsten, denen wir am meisten unser Herz geöffnet und die uns tief verletzt haben: Dem Ehepartner, den Kinder, Eltern, Schwiegereltern, Nachbarn etc.
Überlegung: Jemanden plagten lieblose Gedanken über seinen Mitmenschen. So ging er zu ihm hin und bat ihn dafür um Verzeihung. Auch dieser entschuldigte sich für seine Fehler und weinend umarmten sich beide. – Erkenne ich hinter den alltäglichen Abneigungen den Teufel, der als Diabolus (= Entzweier) Menschen gegeneinander aufstacheln will? Gebe ich ihm Raum durch gepflegtes Selbstmitleid? Wie lange ist es schon her, dass ich meinen Nächsten für meine Fehler um Entschuldigung gebeten habe?
Gebet: Jesus, Du hast geduldig Deine Jünger ertragen, ihnen vergeben und keinen Groll gehegt. Lehre mich lieben, verzeihen und segnen! Amen.
– Sich selbst vergeben – Ez 33,16
„Keine der Sünden, die er früher begangen hat, wird ihm angerechnet. Er hat nach Recht und Gerechtigkeit gehandelt, darum wird er gewiss am Leben bleiben.“
Katechese: Unser verborgener Stolz erschwert uns nicht nur dem Nächsten zu vergeben, sondern ebenso die Vergebung uns selbst gegenüber auszusprechen. Jahrelang quälen einen manche Gedanken wie zum Beispiel „Wie konnte gerade mir so etwas passieren?“, obwohl man es schon lange gebeichtet hat. Dabei verschließt sich das Herz der Liebe Gottes gegenüber und die Traurigkeit umfängt einen mehr und mehr.
Überlegung: Eine Person brach immer in Tränen aus, wenn sie von ihrem Versagen erzählte. Sie fand erst dann Ruhe im Herzen, als sie sich selbst die Vergebung aussprach. – Bringe ich voll Vertrauen meine Sünden, Fehler und Versagen zu Jesus und bitte Ihn um Vergebung? Nehme ich die Gnade an, mir selbst zu verzeihen, die Gnade, die mir bei der Lossprechung der Beichte durch Christus zufließt, oder verhindert der Stolz dies?
Gebet: Herr, voll Vertrauen bringe ich Dir alle Versagen meines Lebens. Vergib mir und hilf mir, auch mir selbst vergeben zu können! Amen.
– Gott vergeben? – Mt 27,46
„Um die neunte Stunde rief Jesus laut: Eli, Eli, lema sabachtani?, das heißt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“
Katechese: Wie Jesus dürfen wir unser Leid Gott klagen, selbst die scheinbare Gottverlassenheit, aber niemals Gott anklagen. Hierbei gilt die Regel: Gott macht keine Fehler! Alles, was Er tut, ist gut oder führt zum Guten, auch wenn wir es oft nicht sofort verstehen können.
Überlegung: „Wir vergeben Gott!“ heißt es in manchen irrigen Vergebungsgebeten, da Gott als Verantwortlicher gesehen wird für das Leid in der Welt, für Hunger, Kriege, Katastrophen, den Verlust eines lieben Menschen durch Unfall oder Krankheit. – Bringe ich wie der Dulder Hiob meine Klagen vor Gott, um von Ihm Trost zu erfahren? Erkenne ich, dass Gott mich läutern will? – Sehe ich hinter dem Leid den Teufel, der uns das Glück nicht gönnt und deshalb direkt oder indirekt all das Böse verursacht, dann aber höhnisch Gott anklagt?
Gebet: Jesus, Du hast am Kreuz das Leid der scheinbaren Gottverlassenheit getragen. Hilf uns, auch in Dunkelheit dem VATER zu vertrauen! Amen.
– Wie oft muss ich vergeben? – Mt 18,21
„Da trat Petrus zu ihm und fragte: Herr, wie oft muss ich meinem Bruder vergeben, wenn er sich gegen mich versündigt? Siebenmal? Jesus sagte zu ihm: Nicht siebenmal, sondern siebenundsiebzig Mal.“
Katechese: Wie Petrus beschäftigt uns die Frage, wie oft man vergeben muss, nämlich oft (= siebenmal) oder immer (= siebenundsiebzig Mal). In einem Kommentar heißt es dazu: „7 x 70, das gibt 490 Mal pro Tag! Wenn man ca. acht Stunden Schlaf abzieht, alle drei Minuten!“ Gemeint ist damit eine ständige Haltung der Vergebung, die unser Leben als Christen kennzeichnen und die wir mit der Hilfe Gottes einüben sollten.
Überlegung: „Die Erfahrung lehrt, dass viele Menschen großartige Heilung erfahren, nachdem sie das Vergebungsgebet 30 TAGE lang gebetet haben. Täglich bringt dieses Gebet tiefe Heilung.“ (Robert de Grandis) – Könnte ich immer wieder beten: „Im Namen Jesu vergebe ich und bitte um Vergebung?“
Gebet: Jesus, Dir bringe ich alle Sticheleien, Kränkungen und Verletzungen des Alltags. Hilf mir, diese Kreuze zu bejahen, meinen Schuldigern zu verzeihen und mit Dir diese Leiden zu opfern für die Rettung der Welt! Amen.
– Versöhnung vor dem Beten – Mt 5,23-24
„Wenn du deine Opfergabe zum Altar bringst und dir dabei einfällt, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, so lass deine Gabe dort vor dem Altar liegen; geh und versöhne dich zuerst mit deinem Bruder, dann komm und opfere deine Gabe.“
Katechese: Bevor wir beten, sollten wir von Herzen vergeben, damit unser Gebet Gehör findet vor Gott. Gerade während der hl. Messe beim Friedensgruß sollten wir allen den Frieden wünschen. Nach Möglichkeit sollten wir auch die Versöhnung suchen mit Menschen, die gegen uns aufgebracht sind und bei Bedarf sich auch entschuldigen.
Überlegung: „Wenn dich jemand beschuldigt, frage dich als Erstes: Hat er Recht? Wenn er Recht hat, geh und entschuldige dich bei ihm. Wenn er nicht Recht hat, dann nimm die erfahrene Verletzung in beide Hände, lass sie nicht los, sondern ergreife die Gelegenheit und gib sie als Opfer Jesus. Freue dich, dass du Ihm etwas Wertvolles zu geben hast!“ (sel. Mutter Teresa)
Gebet: Jesus, die schönste Opfergabe ist ein versöhntes, wahrhaft liebendes Herz. Hilf mir, Frieden zu schließen mit meinen Mitmenschen! Amen.
– Versöhnung vor dem Schlafengehen – Eph 4,26
„Lasst euch durch den Zorn nicht zur Sünde hinreißen! Die Sonne soll über eurem Zorn nicht untergehen.“
Katechese: Mit diesen Worten lädt uns der hl. Paulus ein, noch vor dem Schlafengehen zu vergeben und nach Möglichkeit Frieden zu stiften. Denn die Unversöhnlichkeit trennt von Gott. Sie macht auch krank, da die Seele unter der Bitterkeit leidet, was sich dann auf den Körper auswirkt. Manche Ärzte sehen darin die Ursache von 85% aller Krankheiten. Schon deswegen sollte man keinen Tag im Zorn und Hass beenden.
Überlegung: Manche Ehepaare haben den schönen Brauch, vor dem Schlafengehen sich gegenseitig ihre Kränkungen zu vergeben und um Vergebung zu bitten. – Frage ich mich bei der abendlichen Gewissenserforschung, wem ich noch vor dem Schlafengehen etwas vergeben oder wen ich um Vergebung bitten sollte? – Bringe ich die konkreten Kränkungen meines Lebens vor Gott und spreche allen die Vergebung aus?
Gebet: Herr, gib mir die Kraft, keine Unversöhnlichkeit in den Schlaf und einst auch in den Tod mitzunehmen! Hilf mir zu verzeihen! Amen.
– Bittere Wurzeln – Hebr 12,15
„Seht zu, dass niemand die Gnade Gottes verscherzt, dass keine bittere Wurzel wächst und Schaden stiftet und durch sie alle vergiftet werden.“
Katechese: Die Unversöhnlichkeit verschließt uns den Zugang zur Liebe Gottes. Sie ist wie eine bittere Wurzel, aus der viel Böses hervorgeht: Sie legt uns geistig in Ketten, errichtet Mauern um uns, verhärtet unser Herz zu Stein und bewirkt negative Bindungen. Sie hält uns weiterhin gefangen und öffnet körperlichen und seelischen Krankheiten Tür und Tor.
Überlegung: Tipps zur Vergebung: 1. Vergebung ist ein Akt des Willens, nicht ein Gefühl. 2. Wenn wir für eine Person beten, können wir sicher sein, dass wir ihr vergeben haben. 3. Eine Hilfe, um eine einzelne Person zu akzeptieren und uns selbst für sie öffnen zu können ist, sich sie mit unserem Herrn Jesus vorzustellen und zum Herrn zu sagen: „Ich liebe sie, weil Du sie liebst. Ich vergebe ihr, weil Du ihr vergibst.“ (Robert de Grandis)
Gebet: Jesus, reiße die bittere Wurzel der Unversöhnlichkeit aus meinem Herzen! Schenke mir die Gnade, allen alles verzeihen zu können! Amen.
– Segnen, nicht kränken! – 1 Petr 3,9
„Vergeltet nicht Böses mit Bösem noch Kränkung mit Kränkung! Stattdessen segnet!“
Katechese: „Eine Qualitätskontrolle für echte Vergebung ist, dass man an diese oder jene Person denken und sich erinnern kann ohne Ärger, Zorn, Bitterkeit, Schmerz, Tränen, ohne ihr etwas nachzutragen. Man kann diese Person erneut segnen. Daran kann man erkennen, dass man dieser Person wirklich vergeben hat.“ (Dr. Helmut Renner)
Überlegung: „Leiden aus Liebe zu Gott bringt Freude hervor, die sich durch stillen Frohsinn und ständiges Lächeln auf den Lippen zeigt, obwohl man Tränen im Herzen hat. … Dieser Frohsinn ist ein sehr wirksames Apostolat. Nichts spricht mehr zu den im Glauben Gleichgültigen, zu Ungläubigen, als der Anblick einer ausgeglichenen, von innerem Glück strahlenden lächelnden Person, obwohl man weiß, dass sie nicht nur ein Kreuz trägt.“ (hl. Ursula Ledochowska) – Bitte ich Jesus, dass ich – nach Seinem Vorbild – den, der mich so bitter verletzt hat, segnen und auch anlächeln kann?
Gebet: Jesus, in Deinem Namen und mit Deiner Kraft, mit meiner Kraft geht es nicht, verzeihe ich N., so wie Du es willst. Ich segne ihn/sie in Deinem hl. Namen. Rette seine/ihre Seele, o Herr, und heile mich von allen inneren Wunden, die ich durch ihn/sie bekommen habe. Hl. Geist, reiße alle bitteren Wurzeln dieser Wunden heraus, die nicht vom Himmlischen VATER eingepflanzt sind. Jesus, gieße Dein Kostbares Blut in diese Wunden und heile mich. Herr, ich vereine dieses Leiden mit Deinem Leiden und opfere es nach Deiner Meinung auf. Amen.