– Betrachtendes Gebet – 1 Tim 4,13
„Lies ihnen eifrig (aus der Schrift) vor, ermahne und belehre sie, bis ich komme.“
Katechese: Der hl. Timotheus empfahl bereits den ersten Christen das eifrige Bibellesen, denn es „ist auch nützlich zur Belehrung, zur Widerlegung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit; so wird der Mensch Gottes zu jedem guten Werk bereit und gerüstet sein.“ (2 Tim 3,16-17)
Überlegung: Die regelmäßige Lesung der Hl. Schrift, die ins Gebet genommen und betrachtet wird, könne in der Kirche einen „neuen geistigen Frühling“ herbeiführen (vgl. Papst Benedikt XVI.). – Ist für mich die Hl. Schrift das Buch des Lebens, das mich ständig begleitet? – Kenne ich die Schritte der geistigen Lesung: 1. Einen Abschnitt aufmerksam lesen; 2. davon einen Vers auswählen, der mich anspricht und ihn immer wiederholen; 3. es zum Gebet machen; 4. in der Gemeinschaft mit Gott verweilen?
Gebet: Herr, öffne unsere tauben Ohren, damit wir in der Not Deine Stimme hören und die Antwort unserer Probleme erfahren können! Amen.
– Leben in der Gegenwart Gottes – Eph 6,18
„Hört nicht auf, zu beten und zu flehen! Betet jederzeit im Geist; seid wachsam, harrt aus und bittet für alle Heiligen.“
Katechese: Der Mensch ist immer der Versuchung ausgesetzt, so zu leben, als ob es Gott nicht gäbe. Obwohl Gott am Wichtigsten für den Menschen sein sollte, vergisst er Gott ständig und versucht, sein Leben allein zu meistern. Doch der Aufruf zum „Gebet ohne Unterlass“ (vgl. 1 Thes 5,17) lädt uns zur täglichen innigen Gemeinschaft mit Jesus ein.
Überlegung: Der hl. Vinzenz Palotti begann jedes Werk mit einem Aufblick zu Gott. Sooft er aus dem Zimmer ging, schaute er zum Bild der Gottesmutter auf: „Segne mich Mutter!“ Geschickt nutzte er jede freie Minute zum Beten aus, wenn er unterwegs war oder warten musste. Er sagte: „Gott ist tausendmal mehr darauf bedacht, uns eine Gnade zu erweisen, als wir es sind, sie zu erhalten.“ Dieses felsenfeste Vertrauen lohnte Gott mit wunderbaren Gebetserhörungen. – Ist Jesus mein bester Freund, den ich in alles einweihe, auch in meine dunklen Seiten, und dem ich alles anvertraue?
Gebet: Herr, „mein Herz denkt an dein Wort: ‚Sucht mein Angesicht!‘ Dein Angesicht, Herr, will ich suchen!“ (Ps 27,8) Amen.
– Unerfüllbare Gebote? – 1 Joh 5,3-4
„Die Liebe zu Gott besteht darin, dass wir seine Gebote halten. Seine Gebote sind nicht schwer. Denn alles, was von Gott stammt, besiegt die Welt. Und das ist der Sieg, der die Welt besiegt hat: unser Glaube.“
Katechese: Es gibt keine Gebote, die der Mensch nicht einhalten könnte, unter der Bedingung, dass er zur Zeit der Versuchungen seine Zuflucht zu Gott nimmt, besonders bei den Versuchungen gegen die Reinheit.
Überlegung: Der hl. Augustinus stellte fest: „Nachdem ich wusste, dass ich nicht anders enthaltsam sein könnte, es würde mir denn von Gott gegeben …, trat ich vor den Herrn und bat Ihn.“ – Bin ich mir bewusst, dass ich meine Triebe nur dann beherrschen kann, wenn Gott mir Seine Gnadenhilfe gibt, und dass Er mir sie dann verleiht, wenn ich Ihn darum bitte? – Bitte ich Ihn auch um Kraft, die gefährlichen Gelegenheiten zu meiden, wo ich hilflos meiner Schwäche ausgeliefert bin?
Gebet: Herr, schon jetzt bitte ich Dich für den Moment der nächsten Versuchung: Steh mir in meiner Schwäche bei und gib mir Deine Gnade! Amen.
– Gebet um Bewahrung – Jud 1,24-25a
„Gott aber, der die Macht hat, euch vor jedem Fehltritt zu bewahren …, ihm, der uns durch Jesus Christus, unseren Herrn, rettet, gebührt die Herrlichkeit …“
Katechese: Es ist nicht möglich, allen gefährlichen Gelegenheiten zur Sünde auszuweichen, denn wir leben in einer neuheidnischen Welt, wo die Sünde überall glorifiziert und ausgelebt wird. Im Bewusstsein unserer Schwäche und Hilflosigkeit dürfen wir deshalb Jesus bitten, Er möge uns vor der Sünde bewahren, damit wir nicht von den unheilvollen Krankheiten der Gottlosigkeit um uns herum angesteckt werden.
Überlegung: „Der Herr wusste wohl, dass ich zu schwach war, um der Versuchung ausgesetzt zu werden, zweifellos wäre ich im falschen Licht der Geschöpfe vollkommen verbrannt. … Es ist nicht mein Verdienst. Gottes Barmherzigkeit hat mich behütet. Ohne Ihn hätte ich ebenso tief fallen können wie Maria Magdalena.“ (hl. Therese v. Lisieux) – Bitte ich Jesus täglich, dass Er mich bewahren möge vor Verwirrung, Unreinheit und jeder Sünde?
Gebet: O Maria, ich weihe mich Dir! Bewahre mich vor der Sünde und lehre mich, Jesus von ganzem Herzen zu lieben! Amen.
– Die Hilfe der Gottesmutter – Lk 1,28.30
„Der Engel trat bei ihr ein und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir. … Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden.“
Katechese: Unter den Menschen hat nur Maria alle Versuchungen siegreich überwunden und alle Prüfungen bestanden. Seit Beginn ihrer menschlichen Existenz ist sie durch und durch begnadet, ohne jegliche Sünde. So übertrifft sie auch alle Heiligen an Wirksamkeit, wenn wir Sie um Hilfe in den Versuchungen anflehen. Als beste Mutter will sie uns zu Jesus führen.
Überlegung: „Wenn ihr Maria während einer Versuchung anruft, wird diese Mutter voll Zärtlichkeit sofort kommen, um euch zu helfen.“ – „Wenden wir uns an die Muttergottes mit großem Vertrauen und wir sind sicher, dass sie uns die Gnade der Bekehrung erlangen wird, so elend wir auch sein mögen.“ (hl. Pfarrer v. Ars) – Kenne ich die tägliche Andacht der „Drei Ave Maria“, um Maria um eine gute Sterbestunde zu bitten?
Gebet: Jesus, Du hast uns am Kreuz Maria zur Mutter gegeben. (vgl. Joh 19,27) So vertrauen wir uns ihr an, damit sie uns zu Dir führen möge! Amen.
– Voller Terminkalender – Mt 26,40
„Und Jesus ging zu den Jüngern zurück und fand sie schlafend. Da sagte er zu Petrus: Konntet ihr nicht einmal eine Stunde mit mir wachen?“
Katechese: Die erste Schwierigkeit mit dem Beten ist unser gewaltiger Zeitmangel. Wir hetzen von einem Termin zum anderen und fallen abends todmüde ins Bett, was vielleicht auch verbunden ist mit dem falschen Gottesbild, dass Gott auf unsere Leistung pocht. Doch nur wer sich von seinem eigenen Ich und dem Leistungskampf lösen kann, kann sich für Gott frei machen.
Überlegung: „Gott spricht zu uns durch Misserfolge und Krisen, um uns aufzuwecken, zur Besinnung zu bringen und vor der Selbstzerstörung zu retten.“ (hl. Sr. Faustina) – Nehme ich mir Zeit und mache ich mich frei für Gott? – Könnte ich in meinem Terminkalender täglich einen fixen Termin für Gott einplanen, vielleicht durch den Besuch einer Kirche oder Kapelle?
Gebet: Herr, „wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser, so lechzt meine Seele (Gott) nach Dir.“ (Ps 42,2) Lass mich immer wieder innehalten und aufschauen zu Dir, damit ich den Sinn meines Lebens nicht aus den Augen verliere! Amen.
– Grübeln – Sir 30,21
„Überlass dich nicht der Sorge, schade dir nicht selbst durch dein Grübeln!“
Katechese: Kaum entflieht der Mensch der Hektik des Alltags und will beginnen zu beten, da überfallen ihn tausend Gedanken. Die ganze Vergangenheit kommt zum Vorschein, an der man hängenbleibt. Dabei können Ärger, Gram und Zorn hochkommen, verbunden auch mit der mangelnden Bereitschaft zur Versöhnung. Oder es beängstigt einen die Zukunft, die Ungewissheit mit ihrer Unruhe und Angst.
Überlegung: Ein Rabbiner wurde gefragt, was er im Gebet tue. Er sagte: „Im Gebet kläre ich meine Gedanken, indem ich die bösen von den guten absondere.“ – Übergebe ich Jesus meine Vergangenheit, indem ich alles aus Seiner Hand annehme und Ihm ans Kreuz bringe, auch meine Leiden, Misserfolge, Schicksalsschläge? – Übergebe ich Ihm die Sorgen für die Zukunft und werfe mich vertrauensvoll in Seine Arme?
Gebet: „Herr, gib mir Kraft nur für heute!“ (hl. Therese v. Lisieux) In Deine Hände lege ich voll Vertrauen meine Vergangenheit und Zukunft. Amen.
– Anhänglichkeit an Irdisches – Mt 6,20-21
„Sammelt euch Schätze im Himmel, wo weder Motte noch Wurm sie zerstören und keine Diebe einbrechen und sie stehlen. Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.“
Katechese: Oft wollen wir beten, doch wir fühlen irgendeine Wand, die uns von Jesus trennt. Das kann daran liegen, dass unser Herz an Reichtum und an irdischen Dingen hängt, womit wir Gott verdrängt und auch das Beten verlernt haben. Hier gilt das Wort Jesu: „Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sein Leben einbüßt?“ (Mk 8,36) Wir jagen den irdischen Dingen nach und vergessen Gott.
Überlegung: „Bringst du ein leeres Herz mit, damit es Gott füllen kann?“ war die Frage eines Einsiedlers an Neuankömmlinge. – Ist mir bewusst, dass Gott beim Gebet mein Herz nicht mit Seinem Frieden füllen kann, wenn es noch voll „Erde“ ist? – Beschäftigen sich meine Gedanken mit Gott und der Erfüllung Seines Willens oder hänge ich noch abgöttisch an irdischen Dingen und Personen? – Wo ist mein Herz?
Gebet: Herr, schenk mir die Bereitschaft, alles Dir zu geben: Gesundheit, Reichtum, Ehre! Und Du wirst es mir verwandelt wieder schenken! Amen.
– Zerstreuungen – Mt 15,8
„Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, sein Herz aber ist weit weg von mir.“
Katechese: Ohne Zerstreuungen zu beten, fällt jedem schwer. Sobald wir anfangen zu beten, besonders bei gemeinschaftlichen Gebeten, spiegelt sich die ganze Welt in den Gedanken wieder, seien es die letzten Fernsehsendungen, Erlebnisse oder Gespräche. Hier sind wir eingeladen, die Zerstreuungen in Gebet zu verwandeln. Was zerstreut, kann man sammeln als Gebetsanliegen für diese Menschen oder für dieses Erlebte. Dabei ist zu betonen, dass nur freiwillige Zerstreuungen sündhaft sind.
Überlegung: Der hl. Bernhard sah beim Chorgebet neben den Mönchen Engel. Diese hatten Papier und Federn in der Hand und schrieben jeden Psalm auf, den die Mönche beteten, zum Teil mit Gold, Silber, Tinte oder Wasser. Das Gebet, welches mit inniger Liebe und Andacht gebetet wird, ist mit goldenen Buchstaben ins Lebensbuch eingetragen, das Gebet jener, die ohne Aufmerksamkeit beten, mit Wasser, denn ihr Beten ist nichts wert. – Könnte ich vor dem Gebet drei Minuten Einkehr halten, um mich zu sammeln und um mich dann ganz Gott hinwenden zu können?
Gebet: Herr, hilf mir, dass der Schall meiner Gebete nicht nur zur Wand reicht, sondern lass meine Gebete bis zu Deinem Herzen dringen! Amen.
– Unsicherheit – Jes 41,10
„Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir; hab keine Angst, denn ich bin dein Gott. Ich helfe dir, ja, ich mache dich stark, ja, ich halte dich mit meiner hilfreichen Rechten.“
Katechese: Das Gebet verlangt von uns Mut und Wagemut. Gelegentlich kann man es vergleichen mit dem Sprung aus einem brennenden Haus, wo man vor lauter Qualm nichts sieht, aber man weiß: Unten wartet der Vater mit offenen Armen, um mich aufzufangen. So sind wir eingeladen, im Gebet unerschütterlich an die sichere Liebe Gottes zu glauben, die Augen zu schließen und Ihm zu vertrauen.
Überlegung: Mancher Mensch fragt sich: „Gibt es Gott? Stürze ich ins Nichts? Lässt Gott mich im Stich?“ – Übergebe ich meine Bedrängnisse, Bedrohungen und meine Ungewissheit voll Vertrauen dem Herrn?
Gebet: Jesus, so oft hast Du gesagt: „Sei ohne Furcht, glaube nur!“ (Mk 5,36) – Hilf mir, trotz aller Dunkelheit, zu glauben und Dir zu vertrauen! Amen.