– Friedensgruß – Joh 20,19
„Am Abend dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden die Türen verschlossen hatten, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch!“
Katechese: Die Vergebungsbitte Jesu am Kreuz war keine leere Floskel. Nach Seiner Auferstehung kommt Er zu den Jüngern, die Ihn in der Not allein gelassen, ja sogar verraten haben. Er begegnet ihnen nicht vorwurfsvoll, beleidigt, mit Abneigung oder Groll, sondern schenkt ihnen Seinen Frieden und kümmert Sich um ihr leibliches und geistiges Wohl.
Überlegung: „Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes genannt werden.“ (Mt 5,9) – Bitte ich Jesus um Seine vergebende Liebe, um auf Menschen zuzugehen, die mich ausgegrenzt, benachteiligt oder verletzt haben? – Versuche ich den ersten Schritt zur Versöhnung zu machen und die Hand zum Frieden zu reichen?
Gebet: Herr, hilf mir, das Böse zu meiden, das Gute zu tun, den Frieden zu suchen und ihm nachzujagen! (vgl. Ps 34,15) Amen.
– Die Vergebung des Stephanus – Apg 7,60
„Dann sank er in die Knie und schrie laut: Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an! Nach diesen Worten starb er.“
Katechese: Der hl. Stephanus folgte den Spuren seines Meisters. Selbst sein Lebensende ähnelt sehr dem Sterben Jesu. Sterbend, unter dem Steinhagel seiner Feinde, bat er Gott sogar, ihnen diese Sünde nicht anzurechnen und die gerechte Strafe zu erlassen. Die Frucht seiner vergebenden Liebe fiel in das Herz des Saulus, der sich von der Liebe Gottes entzünden ließ und als Paulus ein großer Apostel Jesu wurde.
Überlegung: Die hl. Maria Goretti wurde von Alessandro, der zuerst versucht hatte sie zu vergewaltigen, mit 14 Messerstichen niedergestochen. Sterbend verzieh sie ihm und versprach, im Himmel für ihn zu beten. Im Gefängnis bekehrte sich Alessandro. Nach seiner Freilassung ging er zuerst zur Mutter Marias. Er bat sie um Verzeihung für seine Tat. Die Antwort lautete: „Wenn Gott dir vergeben hat, wie sollte ich dir nicht vergeben?“ Danach trat Alessandro als Laienbruder in den Kapuzinerorden ein.
Gebet: Herr, ich bitte Dich für alle, die sich mir gegenüber verfehlt haben: Rechne ihnen ihre Sünden nicht an und rette ihre Seelen! Amen.
– Die Vergebung bei Paulus – 1 Kor 4,12
„Wir werden beschimpft und segnen; wir werden verfolgt und halten stand.“
Katechese: Aus Saulus, dem Feind der Christen, ihrem blutigen Verfolger, wurde der Völkerapostel Paulus. Auf den Spuren seines Meisters Jesus lernte er nun die vergebende Liebe zu praktizieren und verfasste das hohe Lied der Liebe: „Die Liebe ist langmütig, die Liebe ist gütig. … Sie lässt sich nicht zum Zorn reizen, trägt das Böse nicht nach. … Sie erträgt alles, … hält allem stand. Die Liebe hört niemals auf.“ (1 Kor 13,4-8)
Überlegung: „Vor dem Kreuzweg Jesu Christi erkennen auch die Jünger, dass sie selbst unter den Feinden Jesu waren, die von Seiner Liebe überwunden wurden. Diese Liebe macht den Jünger sehend, dass er im Feind den Bruder erkennt, dass er an ihm handelt wie an seinem Bruder.“ (Dietrich Bonhoeffer) – In Anbetracht meiner Schwachheit erbitte ich von Jesus das Feuer Seiner Liebe, das langmütig allem standhält und niemals erlischt?
Gebet: Jesus, nimm von uns Groll, Abneigung und Hass! Lass uns im Feind unseren Bruder sehen und ihm liebend vergeben! Amen.
– Der leidende Paulus – Kol 1,24
„Jetzt freue ich mich in den Leiden, die ich für euch ertrage. Für den Leib Christi, die Kirche, ergänze ich in meinem irdischen Leben das, was an den Leiden Christi noch fehlt.“
Katechese: Bei der Verbreitung des Evangeliums stieß Paulus oft auf heftigen Widerstand. Er musste auch von den eigenen Christen manches erleiden. Doch alle Leiden opferte er für das Wachstum der Kirche auf. Das Leiden Jesu, um uns zu erlösen, war vollständig. Doch in der Zeit dürfen alle mit ihren Leiden mitwirken an der Rettung der Menschen.
Überlegung: Die Leiden für das Wachstum der Kirche sind mit den Leiden einer gebärenden Mutter vergleichbar. Wie freut sie sich aber, wenn sie ihr neugeborenes Baby in den Armen halten darf! – Vergebe ich gerne – auch wenn es sehr schmerzt – zum einen, um mich dadurch selbst von meiner Ichsucht zu befreien, und zum anderen, um dadurch am Siegeszug der Liebe Gottes in der Welt beizutragen?
Gebet: Jesus, lass mich den tiefen Sinn der Vergebung erkennen, die meiner persönlichen Umkehr und Heiligung dient! Lass mich nicht müde werden in der Liebe und Demut, damit Du durch mich wirken kannst! Amen.
– Verzicht auf Rache – 2 Sam 16,11-12
„Lasst ihn fluchen! … Vielleicht sieht der Herr mein Elend an und erweist mir Gutes für den Fluch, der mich heute trifft.“
Katechese: König David war auf der Flucht, als er von seinem Feind Schimi verflucht und ununterbrochen mit Steinen beworfen wurde. Seine Begleiter wollten ihn deshalb töten, er aber verwehrte es ihnen mit obigen Worten. So widersetzte sich David dem damals üblichen Brauch, das erlittene Unrecht zu vergelten und durch einen Racheakt die angegriffene Ehre des Königs wieder herzustellen.
Überlegung: „Im Himmel gibt es keine Rachsucht. Daher beginnen jene guten und demütigen Seelen – die Ungerechtigkeiten und Beleidigungen mit Freude und Gleichmut hinnehmen – schon in dieser Welt ihr Leben im Himmel.“ (hl. Pfarrer v. Ars) – Weiß ich, dass der Fluch mir nicht schaden kann, wenn ich in der Liebe Gottes geborgen bin und wie Jesus meine Feinde liebe, sie segne, ihnen vergebe und für sie bete?
Gebet: „Herr, mach mich zu einem Werkzeug Deines Friedens, dass ich Liebe übe, wo man sich hasst, und verzeihe, wo man sich beleidigt. Amen.“ (hl. Franz v. Assisi)
– Wertschätzung des Feindes – 1 Sam 26,9.11
„Bring ihn nicht um! Denn wer hat je seine Hand gegen den Gesalbten des Herrn erhoben und ist ungestraft geblieben? … Mich aber bewahre der Herr davor, dass ich meine Hand gegen den Gesalbten des Herrn erhebe.“
Katechese: David war auf der Flucht vor dem König Saul, der mit einem Heer ausgerückt war, um ihn zu töten. In der Nacht gelang es ihm zum schlafenden König vorzudringen. Doch David schenkte seinem Feind das Leben. Gerührt vom Wohlwollen Davids ließ Saul von seinem Vorhaben ab.
Überlegung: „Lass dir das nicht gefallen!“ – „Das muss er/sie mir büßen!“ sind häufige Reaktionsmuster auf empfangenes Unrecht. Damit wird die Spirale der Gewalt nur noch intensiver. – Ist in mir schon der Geist der vergebenden Liebe Jesu? – Räche ich mich mit „kaltem Krieg“, spiele den Beleidigten oder vergebe ich meinen Gegnern von Herzen?
Gebet: Herr, wie oft fällt es uns schwer, unseren Peinigern das empfangene Leid nicht heimzuzahlen. Schenke uns Deine Liebe! Amen.
– Kein Feindbild hegen – Mt 5,43-44
„Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen.“
Katechese: Zu jeder Zeit wurden Feindbilder aufgebaut, gehegt und in Krisenzeiten führten sie oft zu Unheil und Krieg. Zur Zeit Jesu war es zum einen die Besatzungsmacht der Römer, zum anderen der Volksstamm der Samariter, die von den Juden verachtet wurden. Doch Jesus lehrte, diesen Hass zu überwinden und alle in Liebe anzunehmen.
Überlegung: Hitler baute ein Feindbild gegen die Juden auf, die er dann grausam bekämpfen konnte. Heute sind Moslems wegen ihres Glaubens in Gefahr, ausgegrenzt zu werden. Leichtfertig werden unliebsame Ausländer als potentielle Verbrecher, Terroristen oder Diebe gebrandmarkt. – Habe ich schon jegliches Feindbild in der Liebe Christi überwunden oder spreche ich abfällig und lieblos von Ausländern? – Wenn unter ihnen wirklich böse Menschen sind, bete ich für sie um ihre Bekehrung?
Gebet: Herr, lehre uns, nach der Goldenen Regel zu handeln und alle Ausländer so zu behandeln, wie wir von ihnen behandelt werden wollen! Amen.
– Vergebung ohne Grenzen – Lk 6,36
„Seid barmherzig, wie es auch euer Vater ist!“
Katechese: Im Gleichnis vom verlorenen Sohn stellt uns Gott Seine barmherzige Liebe zur Nachahmung vor Augen: Die Vergebung des Himmlischen VATERS kennt keine Grenzen, auch wenn der Mensch das Schlimmste angerichtet hat. Leider ist der Mensch nicht so weit in der Vergebung und setzt innerlich fest, wem er was vergibt und wem nicht.
Überlegung: Rudolf Höß, der KZ-Kommandant von Auschwitz, war bekannt als menschliche Bestie. Er war höchst radikal und unmenschlich. Doch im Gefängnis bekehrte er sich und nahm die Todesstrafe als gerechte Strafe für seine Vergehen an. Zuvor bat er alle um Vergebung. Dabei sagte er: „Gott hat mir vergeben. Doch viele Menschen werden mir nicht vergeben.“ – Wo sind meine Grenzen der Vergebungsbereitschaft? – Bitte ich Gott um ein weites und barmherziges Herz, das bereit ist, alles zu vergeben?
Gebet: Jesus, wie oft begrenzen wir unsere Bereitschaft zur Vergebung durch ein enges, hartes Herz. Schenke uns Deine Liebe! Amen.
– Überwindung des Grolls – Mt 5,21-22
„Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du gottloser Narr!, soll dem Feuer der Hölle verfallen sein.“
Katechese: Jesus verlangt von Seinen Jüngern nicht nur von Mord abzulassen, sondern ebenso von jeglichen innerem Groll, der oft in zornigen Verwünschungen und Flüchen zum Ausdruck kommt. An der Härte der Strafe erkennen wir die verborgene Bosheit der Unversöhnlichkeit.
Überlegung: „Du Depp, kannst du nicht besser aufpassen!“ entfuhr es einem erbosten Autofahrer. Bei der Beichte fragte ihn der hl. Pater Pio: „Hast du alles gebeichtet? Und dass du jemanden einen Depp genannt hast, das willst du nicht beichten?“ – Bitte ich Gott um die verzeihende Liebe im Straßenverkehr, in der Arbeit und zuhause? – Bin ich mir bewusst, dass Flüche und Verwünschungen unheilvollen Schaden anrichten? – Segne ich meine Feinde, vergebe ihnen und bete um ihre Umkehr?
Gebet: Herr, schenke uns ein wahrhaft liebendes Herz und bewahre uns vor Groll, Abneigung und Rachegefühl! Amen.
– Überwindung der Abneigung – Mt 5,46-47
„Wenn ihr nämlich nur die liebt, die euch lieben, welchen Lohn könnt ihr dafür erwarten? … Und wenn ihr nur eure Brüder grüßt, was tut ihr damit Besonderes?“
Katechese: Jesus tritt entschieden der Mentalität entgegen, nur enge Freunde, Verwandte und Bekannte zu lieben, zu grüßen und einzuladen. Von Seinen Jüngern verlangt Er, Barrieren niederzureißen und auch auf Menschen zuzugehen, die einem unsympathisch und zuwider sind.
Überlegung: „Eine Mitschwester missfiel mir in allem. Ich entdeckte so viel Unangenehmes an ihr, doch wollte ich der natürlichen Abneigung nicht nachgeben. Ich sagte mir: Die wahre Liebe besteht nicht in Gefühlen, sondern in Werken. Sooft ich ihr nun begegnete, betete ich für sie und opferte Gott all ihre Verdienste und Tugenden auf. Ich bemühte mich, ihr so viele Liebesdienste zu erweisen als nur möglich. Wenn ich in Versuchung war, ihr unfreundlich zu antworten, gab ich ihr schnell ein liebenswürdiges Lächeln. Eines Tages fragte sie mich strahlend: ‚Sr. Theresia, was ist es, was Sie so sehr an mich zieht? Ich begegne Ihnen nie, ohne dass ich das reizendste Lächeln von Ihnen empfange.‘ ‚Oh, was mich anzog, war der verborgene Herr auf dem Grund ihrer Seele, der auch das Bitterste süß werden lässt.‘“ (hl. Therese v. Lisieux)
Gebet: Jesus, lass mich in jedem Menschen Dich sehen und lieben! Amen.