– Hilfsbereitschaft für den Feind – Mt 5,41-42
„Wenn dich einer zwingen will, eine Meile mit ihm zu gehen, dann geh zwei mit ihm. Wer dich bittet, dem gib, und wer von dir borgen will, den weise nicht ab.“
Katechese: Barsch nötigten die Römer die Juden, eine Meile weit ihr Gepäck zu tragen. Jesus lud alle ein, die widerlichen Unterdrücker mit unerwartetem Entgegenkommen zu verblüffen und mit der verzeihenden Liebe Christi ihre harten Herzen anzurühren.
Überlegung: „Ich ahne jetzt, dass die wahre Liebe darin besteht, alle Fehler des Nächsten zu ertragen, sich über seine Schwächen nicht zu wundern, an den kleinsten Tugenden sich zu erbauen, und vor allem, dass die Liebe nicht im Herzen verborgen bleiben darf.“ (hl. Therese v. Lisieux) – Nütze ich jede Gelegenheit, um auch dem Feind die vergebende Liebe Jesu zu schenken?
Gebet: Jesus, nur widerwillig hat Simon von Cyrene sich zwingen lassen, Dir das Kreuz zu tragen. Lass uns erkennen, dass wir im Nächsten Dir helfen! Amen.
– Gott sorgt für das Recht – Mt 5,40
„Wenn dich einer vor Gericht bringen will, um dir das Hemd wegzunehmen, dann lass ihm auch den Mantel.“
Katechese: Der Mantel war für die armen Juden sehr wichtig. Es galt die Rechtsvorschrift, den gepfändeten Mantel bis zum Abend wieder zurückzuerstatten, denn er diente als Schutz gegen die Kälte der Nacht. Jeder, der den Mantel nicht zurückbekam und zu Gott schrie, versprach Gott Mitleid und Hilfe (vgl. Ex 22,25-26). Jesus lädt ein, im Fall eines Prozesses auf die Hilfe Gottes zu vertrauen, der selbst für Gerechtigkeit sorgen wird. Das schließt unsererseits die Liebe ein, die dem Ankläger verzeiht.
Überlegung: Schaue ich auf Jesus, der ungerecht vor dem Gericht stand, zum Tode verurteilt wurde, sein Gewand dahingab und dennoch allen vergeben hat? – Vermeide ich Erbstreitigkeiten, die zu Unversöhnlichkeiten führen und die Familien entzweien? – Vertraue ich dem Wort Jesu, dass Er mir alles dazugeben wird, was ich zum Leben brauche, wenn ich mich um die verzeihende Liebe kümmere (vgl. Mt 6,33)?
Gebet: Jesus, Du hast alles dahingegeben: Dein Gewand, Dein Leben, Deine Ehre. Dafür hat Gott Dich erhöht. Lass uns Dir in allem vertrauen! Amen.
– Die Gerechtigkeit Gottes – Röm 12,19
„Rächt euch nicht selber, liebe Brüder, sondern lasst Raum für den Zorn (Gottes); denn in der Schrift steht: Mein ist die Rache, ich werde vergelten, spricht der Herr.“
Katechese: Die christliche Antwort auf erlittenes Unrecht ist Vergebung. Damit wird die Gerechtigkeit Gottes jedoch nicht aufgehoben. Lässt der Täter von seinem bösen Handeln ab, schenkt Gott ihm die Verzeihung. Hält er aber hartnäckig am Bösen fest, dann wird er in die Hände des gerechten Gottes fallen (vgl. Hebr 10,31), dem nichts entgangen ist.
Überlegung: Während der Aufdeckung der Missbrauchsfälle gegen Kinder, wurde in der Öffentlichkeit der Ruf nach der strafenden Gerechtigkeit Gottes laut. – Ist mir bewusst, dass Gott am Tag des Letzten Gerichts ein gerechter Richter sein wird, der jedem nach seinem Tun vergilt (vgl. Röm 2,6)? – Bete ich um die Bekehrung der Sünder?
Gebet: Herr, da ich will, dass Du mir ein barmherziger Richter sein mögest, bitte ich Dich: Rechne meinen Feinden ihre Schuld nicht an! Amen.
– Bewahre uns vor Versuchungen! – vgl. Mt 6,9.13
Unser VATER im Himmel … lass uns nicht in Versuchung geraten!
Katechese: Die Versuchung, Böses zu tun, kommt nie von Gott, sondern immer vom Satan, der uns von Gott trennen will. Wir bitten deshalb den Himmlischen VATER demütig um Seinen Beistand, um die verdeckten Schlingen der Versuchung zu entdecken und ihnen auszuweichen. Diese Hilfe Gottes ist für uns unbedingt notwendig, da wir sonst der Raffinesse des Satans nicht gewachsen und dem Bösen hilflos ausgeliefert wären.
Überlegung: „Ich sah alle Schlingen des bösen Feindes über die Erde ausgebreitet. Da seufzte ich und sagte: ‚Wer kann ihnen entgehen?‘ Da hörte ich eine Stimme, die zu mir sagte: ‚Die Demut‘.“ (hl. Abt Antonius) – Ist mir bewusst, dass das demütige Gebet mir die Kraft schenkt, den Versuchungen zum Bösen zu widerstehen? – Bitte ich demütig den Hl. Geist um die Gabe der Unterscheidung von Gut und Böse, sowie um die Gabe der Tapferkeit und Stärke, um das Gute auch zu verwirklichen?
Gebet: „Atme in mir, Du Hl. Geist, dass ich Heiliges denke. Treibe mich, Du Hl. Geist, dass ich Heiliges tue. Locke mich, Du Hl. Geist, dass ich Heiliges liebe. Stärke mich, Du Hl. Geist, dass ich Heiliges hüte. Hüte mich, Du Hl. Geist, dass ich das Heilige nimmer verliere!“ (hl. Antonius v. Padua) Amen.
– Gott versucht nicht, aber prüft – Jak 1,13
„Keiner, der in Versuchung gerät, soll sagen: Ich werde von Gott in Versuchung geführt.“
Katechese: Eines steht fest: Gott führt niemanden in Versuchung und kann auch nicht in Versuchung kommen, Böses zu tun, denn Er will nicht unser Verderben. Er prüft jedoch den Menschen, denn die Prüfung ist notwendig zum „Wachstum des inneren Menschen“ (KKK 2847).
Überlegung: „Gott will das Gute nicht aufzwingen, er will freie Wesen … Auch die Versuchung hat ihr Gutes. Niemand außer Gott weiß, was unsere Seele von Gott erhalten hat, nicht einmal wir. Aber die Versuchung bringt es an den Tag, um uns zu lehren, uns selbst zu erkennen und so unser Elend zu entdecken; und um uns zu verpflichten, für all das Gute zu danken, das die Versuchung uns aufgedeckt hat.“ (Origenes – KKK 2847)
Gebet: Mein Gott, Du prüfst die Herzen und hast Gefallen an Aufrichtigkeit. Mit aufrichtigem Herzen habe ich Dir alles gegeben. (vgl. 1 Chr 29,17) Amen.
– 1. Quelle der Versuchung: die Begierden – Jak 1,14
„Jeder wird von seiner eigenen Begierde, die ihn lockt und fängt, in Versuchung geführt.“
Katechese: Jeder Mensch wird von seiner Begierde in Versuchung geführt. Der hl. Johannes nennt diese Antriebskräfte der „Weltkinder“ beim Namen: Die Begierde des Fleisches (Sinneslust), die Begierde der Augen (Verführung durch äußeren Schein) und das Prahlen mit dem Besitz (Hochmut, der aus dem Besitz der irdischen Güter stammt). Die Kinder Gottes sollen ihnen nicht nachgeben, weil diese Begierden sehr vergänglich sind und uns von der Liebe zum VATER trennen (vgl. 1 Joh 2,16).
Überlegung: „Spät habe ich dich geliebt, du Schönheit … Siehe, Du warst in meinem Innern, und ich war draußen und suchte Dich dort. Ich stürzte mich, hässlich wie ich war, auf diese schönen Dinge, die Du geschaffen hast. Du warst bei mir, aber ich nicht bei Dir. Die Dinge hielten mich fern von Dir. … Du riefst, Du schriest, und da durchbrachst Du meine Taubheit. Du strahltest auf, Du leuchtetest und vertriebst meine Blindheit.“ (hl. Augustinus) – Bitte ich Jesus um Kraft, das Himmlische mehr zu lieben als das Irdische?
Gebet: Jesus, ohne Dich bin ich immer wieder versucht, dem Bösen zu folgen. Rühre mich an mit Deiner Kraft und hilf mir, das Böse zu besiegen! Amen.
– 2. Quelle der Versuchung: der Satan – Gen 3,1
„Die Schlange war schlauer als alle Tiere des Feldes, die Gott, der Herr, gemacht hatte. Sie sagte zu der Frau: Hat Gott wirklich gesagt: Ihr dürft von keinem Baum des Gartens essen?“
Katechese: Es liegt vor allem im Interesse des Satans, der auch „der große Drache, die alte Schlange“ (vgl. Offb 12,9) heißt, die ganze Welt zu verführen und von der Liebe Gottes zu trennen. Gott hat für den Menschen die Herrlichkeit des Himmels vorbereitet. Da der Teufel den Menschen dieses Glück nicht gönnt, versucht er auf verschiedenste Weise uns vom Weg, den Jesus uns gezeigt hat, abzubringen und zu Fall zu bringen.
Überlegung: Mit der Frage „Hat Gott wirklich gesagt…?“ sät der Böse Zweifel, um uns in die Irre zu führen. – Bringe ich all meine Glaubenszweifel zu Jesus und bitte ihn: „Herr, stärke meinen Glauben!“ (vgl. Lk 17,5)? – Bitte ich Gott um die Kraft, den schlechten Gedanken des Bösen abzusagen?
Gebet: Herr, wie bei einem Radio strömen pausenlos verschiedene Impulse auf mich ein. Lass mich wachsam sein und nur das Gute wählen! Amen.
– 3. Quelle der Versuchung: die Welt – Joh 16,33
„Dies habe ich zu euch gesagt, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt seid ihr in Bedrängnis; aber habt Mut: ich habe die Welt besiegt.“
Katechese: Jesus meint mit diesen Worten nicht die Welt als Schöpfung, sondern die Welt, in der gottwidrige Kräfte wirken, also Satan als „Fürst dieser Welt“ und gottferne Menschen. Diese Welt ist gottfeindlich und gegen die Wahrheit eingestellt. Ihre Sündhaftigkeit zeigt sich besonders in ihrem Unglauben Jesus gegenüber. Jesus ist gekommen, um uns aus dieser verdorbenen Welt zu befreien.
Überlegung: Während der Verhaftung Jesu wurde Petrus von einer Magd angesprochen, ob er zu Jesus gehöre. Doch aus Feigheit verneinte er (vgl. Mk 14,70). – Habe ich den Mut, auch in der Gesellschaft, am Arbeitsplatz, im Gasthaus mich zu Jesus zu bekennen? – Lehne ich gottwidrige Witze, Bräuche und Gesetze der Gesellschaft ab oder mach ich feige mit?
Gebet: Jesus hilf mir, mich nicht dieser Welt anzugleichen, sondern mein Denken zu erneuern, damit ich prüfen und erkennen kann, was Dir gefällt, was gut und vollkommen ist! (vgl. Röm 12,2) Amen.
– Ist Versuchung Sünde? – Gen 39,12
„Da packte sie ihn an seinem Gewande und sagte: Schlaf mit mir! Er ließ sein Gewand in ihrer Hand und lief hinaus.“
Katechese: Der ägyptische Josef widerstand mannhaft der Versuchung zum Ehebruch von Seiten der Frau des Potifar. Die Versuchung in sich ist noch keine Sünde. Sollte eine Versuchung zum Bösen auch das ganze Leben andauern, so missfallen wir Gott keineswegs, solange sie uns nicht gefällt und wir ihr nicht zustimmen, sondern verdienen Sein Lob.
Überlegung: „Jesus fragte die hl. Katharina nach ihrer Versuchung: ‚Sag mir, verursachten diese schmutzigen Gedanken Freude oder Traurigkeit, Bitterkeit oder Lust?‘ Sie antwortete: ‚Äußerste Bitterkeit und Traurigkeit‘, darauf Jesus: ‚Wer anders senkte diese Bitterkeit und Traurigkeit dir ins Herz als Ich, der verborgen inmitten deiner Seele weilte? Glaube Mir: Wäre Ich nicht dagewesen, dann hätten diese Gedanken … dich gewiss überwunden … und hätten deine Seele gemordet. Weil Ich aber in dir wohnte, legte Ich diese Ablehnung … in dein Herz, so dass es die Versuchung abwies, wo es nur konnte.‘“
Gebet: Jesus, demütig bitte ich Dich: Pass auf mich auf und stärke mich in jeder Versuchung, damit ich mich nicht von Deiner Liebe trenne! Amen.
– Selbstverschuldete Versuchung – 1 Kor 10,12
„Wer also zu stehen meint, der gebe acht, dass er nicht fällt.“
Katechese: Die Versuchung kann zuweilen selbst Sünde sein, wenn wir sie verursacht haben. Das kann auftreten, wenn wir uns leichtsinnig gefährlichen Gelegenheiten aussetzen oder auch, wenn wir uns zu sehr auf unsere eigenen Kräfte verlassen und Gott nicht um Hilfe bitten.
Überlegung: „Des Menschen Stolz wird zuweilen gerade durch Sünden gegen die Keuschheit gebrochen. Wer den versteckten Stolz nicht sehen will, den bringt oft genug der Unzucht Laster zur Einsicht und Scham.“ (hl. Antonius v. Padua) – Spiele ich hochmütig mit verschiedenen Versuchungen, indem ich mich in gefährliche Situationen begebe, obwohl ich weiß, dass ich dort schon oft zu Fall gekommen bin? – Im Bewusstsein meiner Schwäche, bitte ich in kleinen Stoßgebeten Gott und die Gottesmutter Maria immer wieder darum, mich vor der Sünde und allem Bösen zu bewahren?
Gebet: O Maria, Dir vertraue ich mich an. Führe mich zu Jesus und bewahre mich vor jeder Sünde, Verwirrung und jeglicher Gefahr! Amen.