– Versöhnung vor dem Schlafengehen – Eph 4,26
„Lasst euch durch den Zorn nicht zur Sünde hinreißen! Die Sonne soll über eurem Zorn nicht untergehen.“
Katechese: Mit diesen Worten lädt uns der hl. Paulus ein, noch vor dem Schlafengehen zu vergeben und nach Möglichkeit Frieden zu stiften. Denn die Unversöhnlichkeit trennt von Gott. Sie macht auch krank, da die Seele unter der Bitterkeit leidet, was sich dann auf den Körper auswirkt. Manche Ärzte sehen darin die Ursache von 85% aller Krankheiten. Schon deswegen sollte man keinen Tag im Zorn und Hass beenden.
Überlegung: Manche Ehepaare haben den schönen Brauch, vor dem Schlafengehen sich gegenseitig ihre Kränkungen zu vergeben und um Vergebung zu bitten. – Frage ich mich bei der abendlichen Gewissenserforschung, wem ich noch vor dem Schlafengehen etwas vergeben oder wen ich um Vergebung bitten sollte? – Bringe ich die konkreten Kränkungen meines Lebens vor Gott und spreche allen die Vergebung aus?
Gebet: Herr, gib mir die Kraft, keine Unversöhnlichkeit in den Schlaf und einst auch in den Tod mitzunehmen! Hilf mir zu verzeihen! Amen.
– Bittere Wurzeln – Hebr 12,15
„Seht zu, dass niemand die Gnade Gottes verscherzt, dass keine bittere Wurzel wächst und Schaden stiftet und durch sie alle vergiftet werden.“
Katechese: Die Unversöhnlichkeit verschließt uns den Zugang zur Liebe Gottes. Sie ist wie eine bittere Wurzel, aus der viel Böses hervorgeht: Sie legt uns geistig in Ketten, errichtet Mauern um uns, verhärtet unser Herz zu Stein und bewirkt negative Bindungen. Sie hält uns weiterhin gefangen und öffnet körperlichen und seelischen Krankheiten Tür und Tor.
Überlegung: Tipps zur Vergebung: 1. Vergebung ist ein Akt des Willens, nicht ein Gefühl. 2. Wenn wir für eine Person beten, können wir sicher sein, dass wir ihr vergeben haben. 3. Eine Hilfe, um eine einzelne Person zu akzeptieren und uns selbst für sie öffnen zu können ist, sich sie mit unserem Herrn Jesus vorzustellen und zum Herrn zu sagen: „Ich liebe sie, weil Du sie liebst. Ich vergebe ihr, weil Du ihr vergibst.“ (Robert de Grandis)
Gebet: Jesus, reiße die bittere Wurzel der Unversöhnlichkeit aus meinem Herzen! Schenke mir die Gnade, allen alles verzeihen zu können! Amen.
– Segnen, nicht kränken! – 1 Petr 3,9
„Vergeltet nicht Böses mit Bösem noch Kränkung mit Kränkung! Stattdessen segnet!“
Katechese: „Eine Qualitätskontrolle für echte Vergebung ist, dass man an diese oder jene Person denken und sich erinnern kann ohne Ärger, Zorn, Bitterkeit, Schmerz, Tränen, ohne ihr etwas nachzutragen. Man kann diese Person erneut segnen. Daran kann man erkennen, dass man dieser Person wirklich vergeben hat.“ (Dr. Helmut Renner)
Überlegung: „Leiden aus Liebe zu Gott bringt Freude hervor, die sich durch stillen Frohsinn und ständiges Lächeln auf den Lippen zeigt, obwohl man Tränen im Herzen hat. … Dieser Frohsinn ist ein sehr wirksames Apostolat. Nichts spricht mehr zu den im Glauben Gleichgültigen, zu Ungläubigen, als der Anblick einer ausgeglichenen, von innerem Glück strahlenden lächelnden Person, obwohl man weiß, dass sie nicht nur ein Kreuz trägt.“ (hl. Ursula Ledochowska) – Bitte ich Jesus, dass ich – nach Seinem Vorbild – den, der mich so bitter verletzt hat, segnen und auch anlächeln kann?
Gebet: Jesus, in Deinem Namen und mit Deiner Kraft, mit meiner Kraft geht es nicht, verzeihe ich N., so wie Du es willst. Ich segne ihn/sie in Deinem hl. Namen. Rette seine/ihre Seele, o Herr, und heile mich von allen inneren Wunden, die ich durch ihn/sie bekommen habe. Hl. Geist, reiße alle bitteren Wurzeln dieser Wunden heraus, die nicht vom Himmlischen VATER eingepflanzt sind. Jesus, gieße Dein Kostbares Blut in diese Wunden und heile mich. Herr, ich vereine dieses Leiden mit Deinem Leiden und opfere es nach Deiner Meinung auf. Amen.
– Den Spuren Jesu folgen – 1 Petr 2,21.23
„… Christus hat für euch gelitten und euch ein Beispiel gegeben, damit ihr seinen Spuren folgt. Er wurde geschmäht, schmähte aber nicht; er litt, drohte aber nicht, sondern überließ seine Sache dem gerechten Richter.“
Katechese: Jesus hat das Feuer der Liebe auf die liebesarme Welt geworfen und viele Menschen damit entflammt. Nicht nur mit Worten, sondern mit dem Beispiel Seines eigenen Lebens durchbrach Er den grausamen Kreislauf der Rache, des Hasses und der Unversöhnlichkeit, und gewann so viele Menschenseelen für das Himmelreich des VATERS.
Überlegung: „Wenn man wüsste, wie viel eine Seele kostet! Die Seelen werden einem nicht als Geschenk gegeben, man erkauft sie sich. Ihr wisst nicht, was sie Christus gekostet haben. Nun muss man sie stets mit derselben Münze bezahlen.“ (hl. P. Pio) – Ist mir bewusst, dass ein Kampf tobt zwischen Himmel und Hölle, um die Menschenseelen für die Ewigkeit zu gewinnen? – Kämpfe ich dafür mit Jesus, indem ich die alltäglichen Unannehmlichkeiten, Schmähungen und Demütigungen bejahe und Ihm aufopfere?
Gebet: Jesus, lass mich meine Berufung erkennen, selbst in der Liebe wachsen und teilnehmen an Deinem Erlösungswerk für die Menschen! Amen.
– Jesus verbietet die Rache – Lk 9,54-55
„Als die Jünger Jakobus und Johannes das sahen, sagten sie: Herr, sollen wir befehlen, dass Feuer vom Himmel fällt und sie vernichtet? Da wandte er sich um und wies sie zurecht.“
Katechese: Jesus war auf dem Weg nach Jerusalem und wollte eine Unterkunft in einem samaritischen Dorf, doch diese verweigerten Ihm die Aufnahme. Die Jünger forderten die tödliche Bestrafung für die Bewohner. Doch Jesus lehrte sie, Beleidigungen stillschweigend hinzunehmen und so mit der Demut und Liebe den Stolz und Hass zu überwinden.
Überlegung: „‚Br. Leo, kennst du die vollkommene Freude?‘, fragte ihn der hl. Franziskus. ‚Wenn wir nass vom Regen und steif vor Kälte, beladen mit Schmutz und geplagt von Hunger an die Klosterpforte pochen werden, … der Pförtner uns beschimpft, nicht öffnet, sondern draußen stehen lässt in Schnee und Regen, mit Kälte und Hunger, bis in die Nacht. Wenn wir dann solche Unbill, solche Grausamkeit und solche Abweisungen geduldig ertragen, ohne davon berührt zu werden und über ihn zu murren … dann, o mein Br. Leo, schreibe, dass dies die vollkommene Freude ist!‘“
Gebet: Jesus, wandle unser Denken! Lass es nicht mehr ausgerichtet sein auf Rache und Vergeltung, sondern erfülle es mit Deiner Liebe und Demut! Amen.
– Jesus sucht keine eigene Ehre – Joh 8,49-50
„Jesus erwiderte: Ich bin von keinem Dämon besessen, sondern ich ehre meinen VATER; ihr aber schmäht mich. Ich bin nicht auf meine Ehre bedacht; doch es gibt einen, der darauf bedacht ist und der richtet.“
Katechese: Treibendes Motiv der Rache ist die Wiederherstellung der verlorenen Ehre. Jesus wurde tief gedemütigt, Sein gutes Wirken wurde bis aufs Äußerste geschmäht. Doch immer wieder zeigte Er Sein liebevolles Herz, erinnerte aber auch an den Ewigen Richter, dem nichts Böses entgeht.
Überlegung: „Der Herr weiß, wie sehr wir an unserer Ehre hängen. Daher ist Ihm nichts lieber, als wenn wir verzeihend auf unsere Ehre verzichten.“ (hl. Teresa v. Avila) – Wie reagiere ich, wenn ich beschimpft und geschmäht werde? – Freue ich mich wie die ersten Christen, dass ich für den Namen Jesu und die Ausbreitung Seines Reiches leiden darf (vgl. Apg 5,41)?
Gebet: Herr, danke, dass ich nicht um meine Ehre kämpfen muss, aber dass Du sie einst beim Letzten Gericht wiederherstellen wirst. Amen.
– Jesus weint – Mt 11,19
„Der Menschensohn ist gekommen, er isst und trinkt; darauf sagen sie: Dieser Fresser und Säufer, dieser Freund der Zöllner und Sünder!“
Katechese: Jesus litt unter der Launenhaftigkeit der Menschen, denen man nichts Recht machen konnte. Ihn verurteilten sie wegen Seiner barmherzigen Liebe zu den Sündern, Johannes den Täufer dagegen wegen seines strengen Bußlebens. Traurig weinte Er über ihre Verstocktheit und darüber, dass sie die Zeit der Gnade nicht erkannt haben (vgl. Lk 19,41).
Überlegung: Stell dir vor, du willst jemandem eine Freude machen mit einem schönen, teuren Geschenk oder durch ein schmackhaftes Mittagessen. Wie reagierst du, wenn es verschmäht wird, nicht beachtet oder du sogar noch beschimpft wirst? – Weine ich dann mit Jesus und opfere meine Leiden Ihm auf für die Rettung der Seelen? – Vergebe ich dem, der mir am allernächsten ist und mich durch seine Haltung so schwer verletzt hat?
Gebet: Jesus, Du siehst nicht auf das Äußere, sondern auf die gute Meinung, die Liebe und die Demut. Hilf mir, alles allein für Dich zu tun! Amen.
– Der Verrat des Freundes – Mt 26,49-50
Judas ging auf Jesus zu und sagte: „Sei gegrüßt, Rabbi! Und er küsste ihn. Jesus erwiderte ihm: Freund, dazu bist du gekommen? Da gingen sie auf Jesus zu … und nahmen ihn fest.“
Katechese: Das Bittere am Verrat Jesu war, dass der Verräter aus den eigenen Reihen der Jünger stammte, ein Mensch aus Seiner Umgebung war, Sein Freund und Vertrauter. Doch Jesus reagierte liebevoll, ohne Groll. Er nannte ihn „Freund“ und versuchte so sein Herz anzurühren.
Überlegung: Der hl. Johannes vom Kreuz wurde von seinem eigenen Mitbruder grausam misshandelt, gedemütigt und gequält. Als er nach wenigen Wochen im Sterben lag, bat er seinen Mitbruder mit großer Demut um Vergebung für seine Verfehlungen und für die Sorge, die er seinen Pflegern verursacht habe. Das traf diesen so sehr, dass auch er um Vergebung bat. Dann ging er weinend aus der Zelle und war von diesem Augenblick an ein anderer Mensch. – Bitte ich Gott um Kraft, den eigenen Freunden vergeben zu können, die mich enttäuscht, alleine gelassen oder tief verletzt haben?
Gebet: Jesus, selbst wenn Vater oder Mutter mich vergäßen, Du liebst mich und gibst mir die Kraft, auch meinen Freunden zu vergeben! Amen.
– Jesus vergilt Böses mit Gutem – Lk 22,50-51
„Einer von ihnen schlug auf den Diener des Hohenpriesters ein und hieb ihm das rechte Ohr ab. Jesus aber sagte: Hört auf damit! Und er berührte das Ohr und heilte den Mann.“
Katechese: Wie Räuber waren sie mit Schwertern und Knüppeln ausgezogen, um Jesus gefangen zu nehmen und zu quälen. Petrus setzte auf blutige Gegenwehr, doch Jesus verzichtete darauf. Auf das Leid des verletzten Feindes reagierte Er mit Hingebung und Liebe und heilte einen Menschen, der gekommen war, um Ihn gefangen zu nehmen.
Überlegung: „Wenn dein Feind Hunger hat, gib ihm zu essen, wenn er Durst hat, gib ihm zu trinken; tust du das, dann sammelst du glühende Kohlen auf sein Haupt.“ (Röm 12,20) – Ist mir bewusst, dass Menschen deshalb verletzen, weil sie selbst tief verletzt worden sind und kaum oder wenig Liebe erfahren haben? Bemühe ich mich, mit guten Worten und Taten ihr Herz zu berühren, auch wenn sie zuerst Ablehnung zeigen?
Gebet: Jesus, lass mich nicht müde werden, auch meine Feinde immer wieder zu grüßen und ihnen behilflich zu sein. Heile ihre Herzen von Hass! Amen.
– Die Vergebung Jesu – Lk 23,34
„Jesus aber betete: VATER, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun. Dann warfen sie das Los und verteilten seine Kleider unter sich.“
Katechese: In Jesus zeigte sich die barmherzige und verzeihende Liebe des VATERS. Sie bestand nicht nur im bereitwilligen Hergeben Seines Gewandes, auch nicht in der Hingabe Seines Lebens, sondern in der Art und Weise wie Er es getan hat. Das Entscheidende war, dass Er mitten in diesen Leiden am Kreuz Seine Peiniger voll Erbarmen ansah und ihnen vergab.
Überlegung: „Die Feindesliebe führt den Jünger auf den Weg des Kreuzes und in die Gemeinschaft des Gekreuzigten. Aber je gewisser der Jünger auf diesen Weg gedrängt wird, desto gewisser bleibt seine Liebe unüberwunden, desto gewisser überwindet sie den Hass des Feindes; denn sie ist ja nicht seine eigene Liebe. Sie ist ganz allein die Liebe Jesu Christi, der für Seine Feinde zum Kreuz ging und am Kreuz für sie betete.“ (Dietrich Bonhoeffer)
Gebet: Jesus, lass mich teilhaben an Deiner Liebe und lehre mich, meine Feinde voll Liebe anzuschauen, ihnen zu vergeben und für sie zu beten! Amen.